Am 25. September 2012, 19.30 Uhr ist eine gemeinsame Veranstaltung beider Gruppen, zu der auch jeweilige Angehörige (Partner, Kinder, Eltern, ...) willkommen sind:
Julia berichtet als Tochter eines bipolaren Vaters, wie es ihr als Kind und Jugendlicher ergangen ist und was sie uns weitergeben möchte, damit Kinder psychisch kranker Eltern weniger unter dieser Situation leiden müssen. Nach dem etwa 30minütigem Vortrag ist viel Raum für unsere Fragen.
Aktuell: Unsere Angehörigen in der Selbsthilfegruppe Nürtingen suchen noch weitere Mitglieder!
Treffpunkt: Jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat, 19.30 Uhr, Raum "Blockturm" im Bürgertreff Nürtingen.
Auch Erkrankte sind dort willkommen.
Der Leidensdruck Angehöriger wird oft massiv unterschätzt! Hilfsangebote sind leider oft nur für Erkrankte da!
Partner, Eltern, Kinder ... sie alle aber leiden mit, wissen oft nicht ein und aus. Oft sind sie völlig verzweifelt.
Vorschläge:
Denken Sie auch an sich!
Machen Sie sich für einige Stunden frei, machen Sie jeden Tag auch etwas Schönes für sich!
Suchen Sie kompetente Hilfe!
Laden Sie ihre Akkus auf, durch positive Erlebnisse, Besuche bei Freunden!
Suchen Sie Unterstützung, weihen Sie eventuell Familie und Freunde ein.
Bei Freunden "ausheulen"
Lassen Sie sich auf keine langen Diskussionen und Streitereien in Manien ein! Sondern: "Ich brauche meinen Schlaf!"
Versuchen Sie darauf einzuwirken, dass die Kreditkarte bei Manien zu Hause bleibt! - Sichern Sie Geld und Konto!
Sammeln Sie viele Informationen!
Kinder sind nicht für ihre Eltern verantwortlich!
Seien Sie Kindern von Bipolaren in einer Erkrankungs-Episode eine Stütze und Freund!
Lassen Sie Trauer und Ängste zu, grenzen Sie sich von Schuldzuweisungen ab!
Suchen Sie eigene therapeutische Hilfe!
Unterstützen Sie Ihren Partner bei Gegenstrategien gegen Symptome seiner Krankheit!
Sprechen Sie in gesunden Phasen ihres Partners, Elternteils, Kindes durch, wie bei Selbstgefährdung, Fremdgefähdrung, Nicht-Steuerbarkeit des Verhaltens verfahren werden soll (Notfallplan)!
Zu diesem Punkt suchen wir Erfahrungen und Austausch: Wie kann man vermeiden, dass ein solcher Notfallplan in einer Manie total ignoriert wird?
Lange Zeit wurden Angehörige von Psychiatrie und Psychotherapie als schuldig oder unwichtig ausgegrenzt.
Das ist überholt!
Erstens gibt es immer Wechselbeziehungen zwischen Menschen, die sich nahe sind.
Zweitens ist der Leidensdruck Angehöriger enorm!
Drittens brauchen Angehörige Unterstützung!
Nötig ist ein Trialog zwischen Angehörigen (Partnern, Kindern, Geschwistern, Eltern, Freunden ...) bipolar Erfahrenen und Professionellen (Ärzten, Therapeuten)!
Die Selbsthilfegruppe kann entlastend wirken
"Dass Sie uns informieren, Ernst nehmen und einbeziehen, vor allem bei einer Ersterkrankung, wenn die Welt zusammen bricht"
(Barbara Wagenblast, Angehörigenvertreterin aus Rielasingen-Worblingen)
Unter Telefon 04085 40 88 83
Dienstags und Donnerstags von 14 bis 18 Uhr
sind als "Lotsen" mit Hilfsangeboten auch für Angehörige bei der DGBS (siehe unten) erreichbar:
Oksana Bruch, Dipl.-Psychologin, und Horst Giesler
1. Zweifeln und Verzweifeln - Wochen, Monate, Jahre rätseln, welche Anzeichen noch gesund oder schon krank sind ...
2. Information
3. Sicherheit (im Sinne von Gewissheit) und Zeit des Handelns (Suche nach dem besten Arzt, der besten Klinik)
4. Zeit des Akzeptierens
Raum für Gefühle wie Aggression, Trauer, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit. Manche Angehörige brechen in dieser Phase seelisch zusammen
5. Zeit der Wachsamkeit. Sie dauert ein Leben lang ...
(Barbara Wagenblast)
Hierzu gibt es im Bipolar-Forum der DGBS einen Fragebaum für Angehörige. Dort kann man Fragen stellen, Antworten erhalten, mitdiskutieren ... Zum Fragebaum im Forum: Hier klicken!
... finden sich in "bipolar.at": http://www.bipolar.at/angehoerige.htm
Kinder brauchen:
Dies kann so aussehen, dass man Kindern bei einer Depression erklärt, dass nicht sie schuld sind an der Herabgestimmtheit, sondern dass dies eine Krankheit ist.
Aufklärung aber nicht übertreiben - altersgemäße "Dosis"!
Wenn dies gewährleistet ist, können Kinder viel kompensieren. Sie vermögen über längere Zeit hinweg die gesunden und die kranken Anteile der Mutter/des Vaters nebenher exisitieren zu lassen.
Wichtig: Kinder sind auf den emotionalen Kontakt angewiesen!
Buchtipp: Jana Grüttmüller und Doro Linke: Katminka – Katzenglück und Katzenjammer, o.J.
Für Kinder bipolarer Eltern.
Kostenlos zu beziehen über eine Pharmafirma, einfach danach in einer Suchmaschine wie unten suchen.
Ein Tipp von Julia :-)
MetaGer-Suche über deutschsprachige Suchdienste:
Für Jugendliche: Online-Beratungsangebot für Jugendliche der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke).
Stress zu Hause, in der Schule, in der Liebe?
Und keiner versteht dich?
Hier triffst du Menschen, denen es genauso geht.
Und Fachkräfte, die dir weiterhelfen:
http://www.bke-jugendberatung.de
Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Volljährige im Alter zwischen 14 und 21 Jahren und ist kostenlos.
Du kannst für deine Anfrage folgende Angebote nutzen:
Angehöriger einer/eines Bipolaren zu sein ist immer wieder eine Gratwanderung. Diese Gratwanderung verläuft zwischen Nähe und Distanz, Eingreifen und Autonomie, übermäßigem Gegenwärtigsein und Vernachlässigung. Vor allem aber geht es um die Balance zwischen der Achtung für die Bedürftigkeit des anderen und für die eigenen Grenzen und Kräfte.
Sie können nur so lange stützen, wie Sie selbst stabil bleiben. Sie können nur hilfreich sein, wenn Sie auf die eigenen Grenzen achten und Überforderung rechtzeitig merken und zu vermeiden suchen.
In Depressionen können Initiative, Selbstvertrauen und Energie so weit
verloren gehen, dass auch einfache Dinge nicht mehr erledigt werden. In der Regel ist es so, dass depressive Menschen nicht wollen, obwohl sie könnten, sondern sie
können nicht wollen, sie können nicht. Vordergründige Ermunterung und Aufforderung, sich doch endlich zusammenzureißen, gehen also am Problem vorbei. Die allgemeinen Maßstäbe sind durch die
Depression außer Kraft gesetzt. Versuchen Sie, Vorwürfe zu vermeiden, und Anforderungen zurückzuschrauben.
In der Manie können Bipolare ansonsten Wesensfremdes tun und sagen, verletzend sein, treffen mitunter törichte Entscheidungungen, sind manchmal nicht mehr geschäftsfähig und schnell gereizt, unterliegen manchmal Fehleinschätzungen der Realität. Machen Sie am besten in krankheitsfreien Intervallen aus, was dann geschehen soll (Kreditkarte übergeben, Entscheidungen und Einkaufsimpulse eine Nacht überschlafen, vor Veröffentlichungen und andefren wichtigen Entscheidungen Freunde um Rat fragen, angenehme oder überzogene Aktivitäten begrenzen, begrenzte Distanz verschaffen, wann Krankenhausaufenthalt, ...).
Geben Sie im Zweifel der Krankheit die Schuld und nicht der Person. Beteiligen Sie Ihren Partner an Ihren Aktivitäten. Helfen Sie da, wo es Ihnen selbst wirklich wichtig ist (z. B. Hygiene, Chaos in der Wohnung), und schreiten Sie da ein oder holen sich Hilfe, wo bipolar Erfahrene nicht mehr steuern können, hilflos den Umweltreizen und inneren Impulsen ausgeliefert sind, wo es bedrohlich wird (Suizidgefahr, Fremdgefährdung). Menschen in Depressionen brauchen vor allem emotionalen Beistand, Präsenz und Mitgefühl. Mitleid zieht nach unten, Mitgefühl nach oben.
Sie können sicher sein, dass Ihr Partner Ihren emotionalen Beistand spürt und schätzt, aber Sie müssen damit rechnen, dass er das nicht äußern und nicht so lebendig wie sonst erwidern kann. Begnügen Sie sich mit kleinen Schritten. Haben Sie Geduld.
(Nach Thomas Bock, leicht verändert und Richtung Manie ergänzt)
"Urteile nie über einen Menschen ehe du nicht drei Tage in seinen Mokassins gewandert bist" (Indianisches Sprichwort)
Bei der Diakonischen Bezirksstelle in Nürtingen gibt es eine Gruppe "für Trauernde", die von Renate Matrohs organisiert wird. Sie ist offen für Menschen, die ihren Lebensgefährten, ein Kind, die Eltern, einen Angehörigen oder einen nahe stehenden Freund verloren haben.
Im Landkreis Esslingen (Denkendorf) gibt es eine eigene Gesprächsgruppe "Hinterbliebene nach Suizid".
Siehe zu genaueren Informationen hierzu (wo und wie) die Sparten "Umgang mit Suizidgefahr" und "lokale Hilfsadressen".
"Selbsttötung ist unbeschreiblich grausam für diejenigen, die durch ihn vor vollendete Tatsachen gestellt werden ... Für die Hinterbliebenen bedeutet die Selbsttötung den Anfang einer langen, erschütternden Reise, einer Reise unter dem Stern lähmender Fragen ... Die Zurückbleibenden müssen schließlich mit ihren Schuldgefühlen und ihrer Wut fertig werden ... Die meisten fragen sich immer wieder: Warum? Was hätte ich anders machen können? Warum?"
(Kay Redfield Jamison, bipolar erkrankte Psychiaterin, Professorin für Psychiatrie an der "John Hopkins University School of Medicine", in: Kay Redfield Jamison:
Wenn es dunkel wird. Zum Verständnis des Selbstmordes.
München 2000, ISBN 3886807061)
Memento
Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.
Mascha Kaléko